Blog 08.08.2025

"sà-wàt-dii khâ (สวัสดี ค่ะ)" Keine Ahnung wie oft ich das in den letzten 7 Tagen gesagt habe. Unzählige Male. Denn sà-wàt-dii khâ heißt so viel wie "hallo" auf Thai. Sobald ich aus dem Haus trete und einer Person begegne, die entweder eine höhere soziale Stellung hat oder älter ist als ich, also zum Beispiel jede Lehrerin und jeder Lehrer an der Schule, an welcher ich als Lehrassistenz arbeite, muss ich sie höfflichkeitshalber mit diesen Worten und dem Wai, begleitet von einer kleinen Senkung des Kopfes Grüßen. "Wai" ist folgende Geste: Ich lege meine Hände vor meiner Brust aneinander und führe sie je nach Höflichkeitsstufe an mein Kinn, Nase oder im Angesicht eines Monks oder des Königs an die Stirn.

(Ich bin mir unsicher ob es mit zusteht diese Alltagsetikette zu bewerten.) Zum einen kann ich nicht abschätzen, ob ich auf Dauer angetan wäre von dieser Art gezwungener Höflichkeitsformel. Auf der anderen Seite genieße ich den Respekt der zwischen allen zu herrschen scheint. Ich fühle mich respektiert und bekomme die Gelegneheit meinen Respekt gegenüber anderen auszudrücken, selbst wenn es nur in einem Moment des Vorbeilaufens geschieht.

Aber ich den letzten Tagen habe ich nicht nur gelernt, wie ich mich verhalte wenn ich einer Lehrerin entgegenkomme. Ich habe es fast perfektioniert nur mit Löffel und Gabel zu essen, dabei ist der Löffel das Hauptbesteck, ich kann mich auf Thai grob vorstellen und habe nicht nur einen Supermarkt besucht, sondern war auch auf einem Markt, obwohl ich mit den Lebensmitteln dort noch nicht viel anfangen kann. Wo man auf einem Wochenmarkt in Deutschland, Kartoffeln, Möhren, Radieschen, Tomaten und Gurken, Äpfel, Birnen, Orangen und Fisch bekommt liegen auf dem thailändischen Markt in Krasang (der Ort in dem ich wohne) Ananas, Durian, Guaven und Rambutan, Sträucher voll Longans und Haufen an Drachenfrüchten. Gemüse bestehet unter anderem aus Chinakohl, 8 cm großen Gurken, Möhren, schwarzen Kürbissen, Frühlingszwiebeln und vielen Gemüse- oder Kräutersorten dessen Namen ich nicht kenne. Neben jenen Lebensmitteln gibt es einige Stände mit rohem Fleisch und Fisch, auch gegrilltem Fleisch oder Fisch und welche die Suppen oder Brühen in Tütchen verkaufen. Aber der Markt isz nicht das einzige was sich von seinem Deutschen Equivalent unterscheidet. Die Supermärkte die ich bisher, jedenfalls in dieser Kleinstadt, besucht habe, weisen ein, zum Großteil, sehr anderes Sortiment auf als ich es gewohnt bin. Es gibt sehr wenige bis gar keine Milchprodukte, im Gegensatz zu den Märkten auch eher wenig Gemüse und Obst und da in Thailand nicht, wie zum Beispiel in Europa, mit süßen Aufstrichen, Aufschnitt und Brot oder Brötchen gefrühstückt wird, natürlich auch alles was diesem angehört (Butter/Aufschnitt/Früchstückscremes/herzhaftes Brot in irgendeiner Form). Nochmal auch in Bezug auf den Markt, weiß ich leider weder wie man etwas auf Thai kauft, noch habe ich eine Ahnung was ich mit dem Großteil dieser Lebensmittel zubereiten könnte. Aber das ist der Grund aus dem ich den Kurs Thai-Kochen belegt habe. Einmal die Woche lerne ich für zwei Stunden thailändische Gerichte zu kochen. Im Moment ernähre ich mich neben dem 

Kantinenessen von Toast mit Marmelade aus einer Tube, Früchten wie Ananas und Drachenfrucht und Milch. Aber auch in dem kleinen Shop auf dem Schulgelände gibt es etwas das mir sehr gefällt und zwar haben sie neben allen möglichen Arten von Softdrinks und Getränken, sowohl in Plastikflaschen als auch Mini-Tetrapacks, eine Reihe warmer Töpfe mit Würstchen und ähnlichem, sowie einen wärmenden Glasschränkchen mit gefüllten Teigtaschen. Sogenannten Salapao (ซาลาเปา). Wikipedia sagt Baozi (so heißen Salapao in China) sind chinesische, gedämpfte Hefeteigtaschen, die mit verschiedenen herzhaften oder süßen Füllungen zubereitet werden. Also sie kommen wohl ursprünglich aus China.

Apropos China. Ich teile mir das kleine Haus in dem ich wohne mit der Chinesisch-Lehrerin unserer Schule. Sie ist außerdem gebürtige Chinesin und spricht ebenfalls kein Thai, demnach verständigen wir uns auf Englisch. So wie ich sie die letzte Woche kennengelernt habe, ist sie eine sehr liebe Person, sie hat mich zum Markt begleitet und mir geholfen dort Früchte zu kaufen, die Geräte im Haus gezeigt, mir meine Fragen bezüglich der Kleiderordnung in der Schule beantwortet und sogar ein Abendessen Gericht gemacht damit ich es probieren kann.

In Thailand hat jeder Wochentag eine Farbe. Montag ist gelb, Dienstag rosa, Mittwoch grün, Donnerstag orange, Freitag blau, Samstag lila und Sonntag ist rot. In vielen Schulen muss man sich jeden Tag entsprechend dieser Farben kleiden. An meiner Schule weichen die Regeln allerdings von dieser Liste ab. Montags tragen alle Lehrer und Lehrerinnen eine braune Uniform für Beamte, als Lehrassistenz ist es mir an dieser Stelle mehr oder weniger freigestellt welche Farbe ich trage. Letzte Woche habe ich einen schwarzweißen Rock mit einem weißen Hemd angezogen. Dienstags gibt es ebenfalls keine Kleiderordnung in Bezug auf die Farbe, Mittwoch ist es blau, Donnerstags ziehen wir Sportoutfits an, dafür habe ich ein pinkes T-Shirt bekommen und trage dazu eine schwarze Jogginghose und meine braunen Sneaker. Freitags ist die Farbe ebenfalls blau. Bisher habe ich nur ein blaues Hemd, allerdings wird hier vorausgesetzt, dass man jeden Tag der Woche etwas anderes, oder wenigstens ein anderes Oberteil anzieht, also benötige ich noch ein weiteres blaues Oberteil. An allen anderen Tagen abgesehen von Donnerstag trage ich außerdem schwarze Pumps mit einem Klettverschluss Riemchen, damit ich schnell aus ihnen heraus komme, weil ich im Büro, welches ich mir mit drei anderen Lehrerinnen meiner Abteilung (alle drei unterrichten Englisch) teile, meine Schuhe gegen Schlappen tauschen darf. Die Schüler und Schülerinnen müssen außerdem bevor sie eines der Gebäude auf dem Schulgelände betreten immer ihre Schuhe ausziehen und laufen demnach überall im Gebäude auf Socken herum.

Wenn ich in einem Unterricht assistiere, gehe ich meist schon zu der auf dem Stundenplan stehenden Uhrzeit zum entsprechenden Klassenraum, obwohl die Lehrerin meist später ankommt, aber so garantiere ich, dass ich auf jeden Fall nicht später als sie ankomme. 

Blog 10.08.2025

Eine Lehrerin hat mich heute eingeladen, nicht nur mit ihr in ihren Heimatort zu fahren, sondern auch Elefanten anzusehen.

Okay, zugegeben, das mit den Elefanten hatte ich mir etwa wie folgt vorgestellt: Wir fahren zu einem Nationalpark und steigen entweder auf eine Aussichtsplattform, um in der Ferne Elefanten durch den Wald stapfen zu sehen, oder wir gehen höchstens bis auf zwanzig Meter heran, um diese Tiere in mehr oder weniger freier Wildbahn in Thailand zu erleben.

Stattdessen sind wir in einen Elefantenpark gefahren. Auf der einen Seite war das Erlebnis viel aufregender, als das bloße Betrachten der gigantischen Tiere vermutlich gewesen wäre, und wir konnten sie hautnah erleben. Nicht nur haben sie zum Beispiel Fußball und Basketball gespielt, sondern man konnte auch auf ihnen reiten, sich von ihrem Rüssel tragen lassen und sie füttern. Auf der anderen Seite ist diese Art der Haltung und Zurschaustellung natürlich Tierquälerei. Die Tiere leben nicht in Freiheit, sondern werden gezwungen, Kunststücke aufzuführen und den ganzen Tag Menschen durch die Gegend zu tragen.

Anschließend sind wir zu einem Einkaufszentrum in Surin gefahren und haben dort Mittag gegessen. Ich habe zum ersten Mal Pad Thai gegessen, das – wie ich gehört habe – vor allem unter Touristen in Thailand ein sehr beliebtes Gericht ist. Trotz ein bisschen Schärfe war es sehr lecker, aber nicht das Beste, was ich bisher hier gegessen habe, würde ich sagen.

Danach sind wir zurück in das Dorf gefahren, aus dem die Lehrerin stammt, die mich heute mitgenommen hat. Dort haben wir ihre Mutter getroffen. Sie und einige andere ältere Damen haben mir gezeigt, wie man aus dem Kokon einer bestimmten Raupe zunächst Fäden spinnt und diese später zu einer Decke, einem Rock oder einem Schal verwebt.

Die Kokons sind gelb und werden gekocht. Dabei musste ich einen Faden, aus mehreren der kleinen Kokons gleichzeitig, durch einen Stab mit Schlitz ziehen, bevor ich dann den Faden mit der anderen Hand in einen Korb gleiten lassen konnte. Diese Fäden werden gefärbt und anschließend in riesige Webrahmen eingespannt, wo sie zu wunderschönen Mustern weiterverarbeitet werden.

Auf der Rückfahrt vom Einkaufszentrum haben wir außerdem Früchte an einem der unzähligen Stände am Straßenrand besorgt, die ich dann probieren durfte. Am besten hat mir die Mangostane geschmeckt. Longans sind auch lecker, aber sehr süß, und dann habe ich noch eine Nashi-Birne gegessen. Die ist natürlich ebenfalls sehr lecker.

Die Lehrerin fragte mich, ob wir in Deutschland auch Kokospalmen hätten. Als ich mit „Nein, absolut keine“ antwortete, holte ihre Mutter mir eine Kokosnuss von einer der Palmen auf dem Grundstück, öffnete sie und gab sie mir zuerst zum Trinken des Wassers und anschließend zum Auslöffeln des Fruchtfleisches. Sie meinte, dass sie nicht süß schmecken, wenn sie gerade erst gepflückt worden sind. Ich fand das Wasser jedoch schon an diesem Punkt ziemlich süß, auch wenn es nicht nach dem typischen Kokosgeschmack schmeckte. Trotzdem war das Wasser sehr lecker. Das Fruchtfleisch dagegen war eher geschmacklos, neben seiner sehr weichen Konsistenz, ein bisschen wie milchig-weißes Gelee.

Bevor wir wieder fuhren, packte mir die Lehrerin noch Früchte von den eben genannten sowie eine kleine Tüte voll Reis ein, den ihre Familie selbst anbaut.

Ich habe an diesem Tag unglaublich liebe Menschen aller Altersstufen getroffen, spannende Erlebnisse gehabt und sehr lecker gegessen.

Blog 12.08.2025

Es ist ein langes Wochenende, weil am Dienstag ein Feiertag ist. Gefeiert werden die Mütter, insbesondere die Königin, die am 12.08. Geburtstag hat. Der Feiertag ist übrigens auch als Muttertag bekannt. Als ich Montag aufgestanden bin, habe ich auf meinem Handy nach Zugverbindungen nach Buri Ram geschaut und gesehen, dass man diese 4 Stunden im Voraus buchen muss. Also habe ich den Ausflug spontan auf heute verschoben.

Buri Ram ist ungefähr die nächste große Stadt hier in der Nähe. In meiner Gegend gibt es zwar verschiedene Supermärkte, einen Markt und auch einige andere kleine Läden. Aber weder Sehenswürdigkeiten noch ein wirklich großes Sortiment. Deshalb dachte ich, ich nutze diese freien Tage, an denen ich sowieso eigentlich nichts zu tun habe. Nebenbei: Buri Ram ist außerdem nicht nur der Name einer Stadt, sondern auch der Name der Provinz, in der sowohl die Stadt als auch meine Ortschaft liegen.

Also habe ich um 10 Uhr den Zug nach Buri Ram genommen. Gebucht habe ich mein Ticket über eine App (12Go), man kann es aber auch am Bahnhof kaufen. Von dort aus wurde es dann allerdings schon schwieriger, weiterzukommen. Die Sehenswürdigkeiten lagen nicht nur relativ weit von der Bahnstation entfernt, an der ich in Buri Ram angekommen bin, sondern auch weit voneinander. Den ersten Tempel habe ich noch in 20 Minuten zu Fuß erreicht. Dabei muss ich anmerken, dass mir in den letzten Tagen aufgefallen ist, dass ich, wann immer ich unterwegs war, fast immer eine der wenigen Fußgängerinnen war. Alle anderen fuhren entweder mit dem Roller auch sehr kurze Strecken oder eben mit dem Auto. Angesichts der Hitze und der Entfernungen ist die Fortbewegung zu Fuß auch nicht besonders empfehlenswert.

Auf dem Weg zur nächsten Statue hat mich Google Maps dann bis zu einer Schnellstraße geführt, an der auch kein Bürgersteig mehr entlanglief. Aufgrund mangelnder Alternativen, wie zum Beispiel Bahn oder Bus, die in dieser Stadt praktisch nicht vertreten sind, habe ich mir ein Taxi bestellt. Dabei handelt es sich um ein Motorroller-Taxi (inklusive Fahrer natürlich), das ähnlich wie Uber über eine App (Grab) funktioniert und unglaublich günstig ist.

Ich war anschließend bei einer sehr großen goldenen Buddha-Statue, die man über eine lange Treppe einen Berg hinauf erreicht. Wahrscheinlich muss ich nicht extra erwähnen, wie sehr man hier schon bei geringster Anstrengung schwitzt. Diese Treppe bei 35 °C hinaufzusteigen war also nicht nur anstrengend, sondern machte es auch unvermeidlich, völlig nass oben anzukommen. Aus diesem Grund ist es hier üblich, mindestens zweimal pro Tag zu duschen, wenn nicht sogar dreimal.

Ich habe mir außerdem ein thailändisches Schloss angeschaut, war in einem botanischen Garten und in einem Einkaufszentrum, in dem ich abends gegessen habe, allerdings in einem japanischen Imbissrestaurant. Als ich wieder zurück am Bahnhof war, habe ich mir eine Limonade in einem sehr geschmackvollen Café und frittierte Teigbällchen an einem Stand am Bahnhof geholt. Überraschenderweise konnten tatsächlich einige Leute, bei denen ich etwas gekauft habe, ein wenig Englisch. Vermutlich, weil es sich schon um eine etwas größere Stadt handelt als die, in der ich wohne.

Trotzdem ist die Kommunikation meist schwierig. Selbst wenn mein Gegenüber ein paar Worte Englisch sprechen und auch verstehen kann, ist es für mich mit meinen beschränkten Englischkenntnissen oft nicht leicht, die stark akzentgeprägten Worte zu verstehen. Noch schwieriger ist allerdings das Bestellen. Wenn auf der Speisekarte kein Bild wäre oder ich nicht einfach auf das Gericht zeigen könnte (wie an den Ständen), wäre ich vermutlich aufgeschmissen. Und am Ende bin ich mir meistens nur zu maximal 60 % sicher, was für ein Gericht ich bekomme. Selbst wenn der Name nicht in thailändischer Schrift, sondern in lateinischen Buchstaben geschrieben ist, habe ich oft keine Ahnung, was mich erwartet.

Trotz ein paar Schwierigkeiten habe ich diesen ersten eigenen Ausflug jedoch sehr genossen und freue mich darauf, noch mehr in der Gegend, in der ich wohne, zu erkunden.